Angefangen hat alles im Biotechnikum der Stadt Mainz. In diesem Gründerzentrum begann auch die Erfolgsgeschichte der BioNTech, die später auf die andere Straßenseite an der Goldgrube in Mainz wechselte, während das Galantos Labor auf das Universitätsgelände zog. Beide Firmen können auf eine besondere Firmengeschichte zurückblicken; allerdings hat die BioNTech, die u.a. aus der ehemaligen Ganymed Pharmaceuticals hervorgegangen ist, andere Dimensionen erreicht.
Gegründet wurde das Galantos-Labor vom Universitätsprofessor Dr. Alfred Maelicke, der 2004 im Bereich Vorklinik der Universitätsmedizin die Biochemie leitete. Die Galantos ist somit eine der wenigen erfolgreichen Ausgründungen der Uni-Mainz, die bis heute besteht. Begleitet wurde das Startup in Mainz von der Investitions- und Strukturbank des Landes, die immer an die Galantos geglaubt und sie in allen Bereichen unterstützt hat.
Alles fing an mit einer Idee, DNA Tests im Bereich Abstammung/Vaterschaftests durchzuführen und dies über das Internet anzubieten. Dies galt damals als innovativ, heute ist dies Standard.
Zusammen mit seinem Freund aus den USA Dr. Karl Reich, dem Leiter des Independent Forensics Labor in Chicago wurde das ursprüngliche US-Modell eines DNA-Labors nach Deutschland exportiert. Zu den Abstammungstests kamen Produkte, die heute aus keinem Kriminallabor mehr wegzudenken sind. Vor allem Spurenschnelltests, die wie heutige Coronatests funktionieren, haben weltweit Verbreitung gefunden. 2010 gewann die Galantos den Innovationspreis des Landes mit dem Produkt des Sperm-HY-LITERs zusammen mit dem thüringischen Unternehmen Aura Optik. Der HY-LITER ist eine Färbemethode, mit der man unter dem Fluoreszenzmikroskop Spermien zum Leuchten bringen kann. Bei Aufklärung von Sexualdelikten, insbesondere von Vergewaltigungsfällen, ist diese Methode heute Standard in vielen kriminaltechnischen Laboren. Aus dem HY-LITER Produkt hat sich eine Partnerschaft mit der Carl-Zeiss AG entwickelt, die bis heute besteht.
Heute ist die Galantos einer der größten Zulieferer der Kripo und Rechtsmedizin von Spurenschnelltest im europäischen Raum.
Die Vaterschaftstests, die um die Jahrtausendwende Thema in so ziemlich jeder Nachmittagstalkshow im Fernsehen waren, sind heute immer noch ein großer Tätigkeitsbereich des Labors. Allerdings geht dies heute viel weiter. Damals war die Idee, man bearbeitet Proben im Labor und versendet per Mail das Ergebnis und ist damit schnell fertig. Heute sind es nicht nur die Vaterschaftstests. DNA Tests werden heute ganz häufig im Bereich Familiennachzug oder Identitätsbestätigungen bei Einwanderungen oder Einbürgerungen durchgeführt. Es werden komplexe Verwandtschaftsverhältnisse durch genetische Tests verifiziert, um nachzuweisen, dass Visaanträge und Passanfragen rechtens sind. Hieraus resultiert die Zusammenarbeit mit Deutschen Botschaften, dem Auswärtigen Amt, Gerichten, Jugendämtern und Ausländerbehörden.
Da es hier um unzählige Familienschicksale handelt, die man live mitbekommt, wurden die Labormitarbeiter automatisch zum Seelsorger, die oft zwischen Menschen und Behörde vermitteln oder einfach nur da sind und sich Geschichten anhören, die die Menschen ansonsten niemandem erzählen können. Um so schöner ist es, wenn es Rückmeldungen gibt, wie z.B. dass ein Baby, dass bei der Flucht aus einem Krisengebiet von der Mutter getrennt wurde und in Rheinland-Pfalz auftauchte, jetzt wieder bei seiner Mutter in Hamburg leben kann.
Kuriose Geschichten, die nur das Leben schreiben kann gehören da genauso dazu wie der Fall von zwei Männern aus Mainz. Der Ältere arbeitet seit Jahren in einem Unternehmen aus Mainz. Irgendwann kam ein neuer, junger Mitarbeiter aus München in die Firma. Beide sahen sich sehr ähnlich und vom Alter her hätten sie Vater und Sohn sein können. Die Kollegen stichelten so lange, bis beiden der Geduldsfaden riss und sie bei der Galantos einen Vaterschaftstest machten, um zu beweisen, dass sie nicht verwandt sind. Der DNA Test zeigte aber zur Überraschung der beiden, dass sie Vater und Sohn sind. Daraufhin setzen sich beide zusammen und gingen die Familiengeschichte durch, wobei herauskam, dass die Mutter des Jüngeren vor vielen Jahren kurz mit dem Vater zusammen war und aus dessen Leben verschwand. Über die Existenz des Sohnes erfuhr er erst durch den Test. Später fanden sich Briefe bei den Unterlagen der inzwischen verstorbenen Mutter, die nie an den Vater gesendet wurden, in denen die Mutter dem Vater die Geburt eines Kindes mitteilen wollte.
Vor etwa 10 Jahren entwickelte sich ein neuer Bereich, die Hunde DNA-Tests. Damals hatte man die Geräte, die Idee, aber der Glaube an das Produkt war noch nicht da und das Produkt dümpelte vor sich hin.
Heute ist die Galantos führend, wenn es darum geht, Hunderassen mittels genetischer Analyse zu testen und aufzuklären. Gerade Behörden, die Listenhunde testen möchten, wenden sich an das Labor. Ebenso sind es viele Privatpersonen, Tierheime und Hilfsorganisationen, die z.B. Straßenhunde an neue Hundebesitzer vermitteln möchten, die dann einen DNA-Hunde-Rassetest benötigen.